1985 “High Noon”: Noch ein Austausch
Es dauerte 23 Jahre, bis die Brücke erneut im Mittelpunkt eines Agentenaustauschs stand. Am 12. Juni 1985, Michael Gorbatschow war seit drei Monaten Generalsekretär der KPdSU, hieß es “High Noon”. Um 12 Uhr mittags nämlich wechselten 27 Agenten die Seiten; natürlich erst nach ausgiebigen Verhandlungen und mit Unterstützung ihrer jeweiligen Regierung. Aus Richtung Potsdam überquerten 23 bis dahin in der DDR und Polen inhaftierte Mitarbeiter des amerikanischen Geheimdienstes die Glienicker Brücke; in umgekehrter Richtung ließen die USA vier wegen Spionagetätigkeit angeklagte oder bereits verurteilte Personen östlicher Geheimdienste ziehen.
Über die insgesamt 25 freigelassenen West-Agenten wurden keine Angaben gemacht. Ihre hohe Zahl läßt darauf schließen, daß es sich auch bei ihnen nicht um “dicke Fische” gehandelt haben kann. Nur 23 von ihnen reisten in Richtung Westen ein; zwei blieben zunächst aus persönlichen und familiären Gründen in der DDR zurück, siedelten aber kurze Zeit später in die Bundesrepublik über.