Die Anfänge

Nach Übernahme des Stadtschlosses in kurfürstlichen Besitz im Jahre 1660 konnte Potsdam als zweite Residenz der Hohenzollern bezeichnet werden. Infolge dessen entwickelte sich ein lebhafter Verkehr mit der Hauptstadt Berlin. Der große Kurfürst (Regierungszeit 1640-1688) befreite Potsdam aus seiner Insellage, indem er Zufahrtswege und Brücken bauen ließ. 1662 ließ er die Lange Brücke am Schloss erneuern, 1674 die Baumgarten- und 1682 die Nedlitzer Brücke bauen. Und irgendwann in dieser Zeit kam auch die Glienicker Brücke hinzu.

Die erste Glienicker Brücke war eine schlichte Holzbrücke, 300 Schritte lang. Das Holz stammte vermutlich aus den Forsten um Potsdam, die damals als Quelle für Brenn- und Bauholz dienten. 1777 wurde sie durch eine weitere Holzbrücke ersetzt, die ein Geländer erhielt und in der Mitte mit einer Zugbrücke versehen war, um Schiffe durchlassen zu können. Von der neuen Brücke dürften die Zeitgenossen damals wenig mitbekommen haben, lag sie doch fast vier Meilen (über 25 Kilometer) von der Stadtgrenze Berlins aus entfernt. Das war mit der Kutsche zu jener Zeit eine Tagesreise.


Ab geht die Post: Die Journalière

Diente die Brücke lange Zeit vorwiegend Kurfürsten und Königen als Abkürzung in ihr Jagdrevier, sollte dort erst einige Jahrzehnte nach ihrer Erbauung so richtig “die Post abgehen”. Nach dem Westfälischen Frieden (1648) hatte man in Brandenburg-Preußen begonnen, einen Postreiseverkehr einzurichten. 1754 wurde zwischen Potsdam und Berlin auf Veranlassung des Generalpostmeisters, Graf Gotter, eine tägliche Postwagenverbindung, die Journalière, eingerichtet. Sie verlief nicht über die Lange Brücke, sondern aus Zeitgründen über die Glienicker Brücke. Dort hatten die stationierten Wachsoldaten - für einen Lohn von einem Groschen täglich - die Begleitscheine (“Lohn-Zettul” und “Post-Zettul”) der passierenden Fuhrwerke zu untersuchen. Da viele der Invaliden des Lesen und Schreibens nicht mächtig waren, kam es bei Kontrolle der Lohn- und Postzettel an der Glienicker Brücke immer wieder zu längeren Wartezeiten. Um sich den lästigen Kontrollen zu entziehen, preschte so mancher Kutscher einfach in schneller Fahrt über die Brücke, “ohne auf das notpeinliche Examen der buchstabierenden Invaliden zu warten”. Deshalb wurde recht bald ein Schlagbaum installiert. Außerdem gab das Königlich-Preußische Generalpostamt eine detaillierte Anweisung heraus, wie die Kontrollen an der Brücke zu vollziehen waren.

Die preußische Musterchaussee

Die Erneuerung der Brücke im Jahre 1777 war dringend nötig geworden, denn die Straße von Berlin nach Potsdam verband immerhin zwei Residenzstädte miteinander und wurde seit dem Bau des Berliner Tores in Potsdam (1753) immer stärker frequentiert. Der Nachfolger des “Alten Fritz”, Friedrich Wilhelm II. (1786-1797) drängte darauf, die Strecke von Berlin über die Glienicker Brücke hinweg nach Potsdam zu einer preußischen Musterchaussee auszubauen.Sie entstand in den Jahren 17972-1795. Jeder, der die neue Chausse benutzen wollte (außer Angehörige des Hofes), musste einen genau festgelegten Chaussegeld-Tarif berappen, der an mehreren Kontrollpunkten entlang der Strecke Berlin-Potsdam - unter anderem an der Glienicker Brücke - kassiert wurde.